Die rhetorische Frage ist eine Frage, auf die keine Antwort erwartet wird. Entweder ergibt sich die Antwort automatisch, oder der Sprecher beantwortet seine Frage einfach selbst.
Die rhetorische Frage gehört zu den bekanntesten Sprachmustern, da sie uns hauptsächlich in Reden anderer und viel in der Werbung begegnet.
Die rhetorische Frage ist wahrscheinlich so bekannt, denn bewusst strategisch eingesetzt, kann man Menschen leichter für sein Anliegen gewinnen.
In der Rede setzt man die rhetorische Frage meist ein, um betroffen zu machen, weil die Antwort offenkundig ist und sich von selbst ergibt.
Sie packt uns meist recht emotional, trifft uns also im Herzen.
Geschickt gestellt, kann man so Menschen auf seine Seite ziehen, weil sich die Antwort automatisch in uns selbst formt. Wir haben selbst ja oder nein zu etwas gesagt. Wir können uns nur schwer dagegen wehren. Die Antwort ist in unserem Kopf von uns selbst produziert.
Nicht der Redner hat irgendetwas behauptet, sondern wir selbst.
Beispiel
Sie erzählen eine Geschichte die betroffen macht, und dann kommt so eine rhetorische Frage wie
„Wollen wir uns das gefallen lassen?“
oder
„Glauben Sie das wirklich?“
Politiker und Redenschreiber haben die rhetorische Frage zum Kunsthandwerk der suggestiven Meinungsbildung gemacht.
Es gibt zwei Typen von rhetorischen Fragen:
Die eine ist die ARQ-Frage (Auto-Responsive Rhetorical Question). In diesem Typ enthält die Frage schon die Antwort auf die Frage.
Beispiel
„Wer würde nicht ein Feuer löschen, wenn er einen Feuerlöscher in der Hand hätte?“
Der andere Typ der rhetorischen Frage ist die IRQ-Frage (Implicative Rhetorical Question). Bei ihr ist die Frage mit der möglichen oder gewünschten Antwort verknüpft.
Beispiel
„Wer würde nicht ein Feuer löschen, das ihn bedroht?“
Der Einsatz im Alltag, also im täglichen Dialog
Natürlich nutzen wir alle die rhetorische Frage, doch in der Regel macht sie uns meist weniger betroffen.
Der Unterschied liegt meist in dem weniger systematischen Einsatz. Wir feuern so eine rhetorische Frage spontan ab und setzen sie nicht systematisch und strategisch ein wie in einer vorbereiteten Rede.
In der Werbung begegnet uns die rhetorische Frage natürlich andauernd. Besonders im Internet auf Webseiten wird sie gerne eingesetzt.
Beispiel
„Sie wünschen sich mehr Neukunden?“
„Sie möchten mehr Umsatz machen?“
Ziel der rhetorischen Frage ist es, emotional betroffen zu machen, und da wir eigentlich immer emotionale Kaufentscheidungen treffen, ist auch klar, warum die rhetorische Frage in der Werbung so präsent ist.
Wenn Sie die rhetorische Frage einsetzen, können Sie durch den Einsatz von zwei oder mehr rhetorischen Fragen hintereinander gestellt, Ihr Gegenüber in einen zustimmenden Zustand bringen.
In der Verkaufsrhetorik nennt man dies gerne Ja-Straße.
Es fällt uns immer schwerer, nein zu sagen, wenn wir mehrmals hintereinander ja gesagt haben. Wir kommen quasi in einen Ja-Modus.